Offenbarung 5,1-10 beschreibt uns Jesus, der als das geschlachtete Lamm Gottes im Auftrag des Vaters Macht auf der Erde ausübt (jedes Öffnen eines Siegels bedeutet einen Eingriff in das Geschehen auf der Erde), und der uns befähigt und beruft, als Könige und Priester mit Ihm über die Erde zu herrschen. Über diesen Abschnitt der Bibel habe ich mehrere Beiträge, die ich in lockerer Reihenfolge hier veröffentlichen möchte. Hier kommt der erste Teil.
Jesus ist „der Herr der Herren und der König der Könige“ (Offenbarung 17,14), Er sitzt neben dem Vater (Kolosser 3,1) auf dem Thron, und Johannes beschreibt Ihn als „ein Lamm … wie geschlachtet“ (Offenbarung 5,6). Dieses Bild beschreibt nicht das Aussehen Jesu, sondern Sein Wesen, Seine Gesinnung, die da auf dem Thron immer noch so ist wie zu der Zeit, als Er die Herrlichkeit des Vaters verließ, zu uns auf diese Erde kam und diesen ganzen Weg durch Verfolgung, Verachtung und all das Leiden hindurch bis zum Tod am Kreuz ging. Jesus herrscht nicht in Willkür, als Tyrann, mit Verachtung oder Gleichgültigkeit gegen „die da unten“, sondern voller Mitleid, Barmherzigkeit und Liebe.
Hebräer 7 beschreibt uns Jesus als Hohenpriester. Er war also nicht nur das Opfer, sondern auch der Priester, der dieses Opfer (sich selbst) vor Gott dargebracht hat. Wenn Er also Opfer und Priester gleichzeitig war, dann war auch Seine Haltung als Priester die gleiche wie Seine Haltung als Opfer, nämlich Barmherzigkeit und Liebe, wie Ihn auch Hebräer 4,15 beschreibt als einen Hohenpriester, der Mitleid hat mit unseren Schwachheiten.
Dann sagt Offenbarung 5,9-10 über Jesus: „Und sie singen ein neues Lied und sagen: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast durch dein Blut Menschen für Gott erkauft aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen.“ Wir sind nicht nur berufen, unser frommes Leben mit Jesus zu führen, sondern auch, über die Erde zu herrschen, ins Leben der Menschen um uns herum hineinzuwirken, aber nicht nur als Könige, sondern als Könige und Priester. Nur, wenn wir die Gesinnung Jesu, des Hohenpriesters, haben, wenn wir voller Erbarmen und Liebe Priester sein können für unsere Mitmenschen, wenn wir wie Jesus Mitleid haben können für ihre Schwachheiten (d. h. deswegen irgendwie mit ihnen leiden, mit ihnen ihre Lasten tragen, uns mit ihnen identifizieren), nur dann erlaubt uns Jesus, mit unseren Gebeten, mit unserem Reden und Tun in ihr Leben hineinzuwirken. Wenn Er selbst in dieser Haltung regiert und uns mit sich mitregieren lässt, kann die Haltung, mit der wir das tun, nicht anders sein als Seine, sonst ist das kein Miteinander, sondern ein Gegeneinander. Wenn wir dagegen in das Leben anderer hineinbeten und hineinsprechen, ohne dass wir Seine Liebe und Sein Mitleid in uns haben, wenn wir denken, dass wir über ihren Sünden stehen, dass wir besser sind, wenn wir auf sie herabschauen usw., wird das auch nicht ohne Wirkung sein, aber es wird nichts Gutes bewirken, und es wird auch nicht der Heilige Geist sein, der dann wirkt.
Deshalb ist diese Ermahnung für uns so wichtig: „Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war ...“ (Philipper 2,5-8). Nach der Neuen Genfer Übersetzung: „Das ist die Haltung, die euren Umgang miteinander bestimmen soll; es ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat. Er, der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus. Im Gegenteil: Er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener. Er wurde einer von uns – ein Mensch wie andere Menschen. Aber er erniedrigte sich ´noch mehr`: Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich; er starb am Kreuz ´wie ein Verbrecher`.“
gepostet von Nathanael