Montag, 18. März 2013
Glaube ist kein Gefühl. Oder etwa doch?

Als ich noch relativ jung im Glauben war, kam ich mit dem Motto „Glaube ist kein Gefühl“ in Kontakt. Dazu habe ich wenigstens ein Buch gelesen, und das hat mich gelehrt, dass Glaube ist, Gottes Wort zu lesen bzw. (z. B. in einer Predigt) zu hören, es für wahr zu halten (weil es ja Gottes Wort ist, es steht ja geschrieben) und im Gehorsam entsprechend zu denken und zu handeln, ganz gleich, wie man sich dabei fühlt.

Es ist richtig, dass unser Fühlen, Denken und Wollen (unsere Seele) dem Wort Gottes entgegengesetzt sein kann, von Gottes Wahrheit abweichen kann, d. h. dass wir einen Konflikt zwischen Gottes Willen und dem Streben unserer Seele haben können, und dann sagt uns die Bibel: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand!“ (Sprüche 3,5).

Wenn das gelegentlich vorkommt, kann es durchaus in Ordnung sein, das Verlangen der Seele einfach mal zu übergehen und sich auf das zu konzentrieren, was man als Gottes Willen erkannt hat. Es muss ja auch gar nicht sein, dass das, was wir gefühlsmäßig wollen, immer schlecht ist; es kann einfach sein, dass es nicht in die momentane Situation passt, so wie du z. B. morgens noch müde sein kannst, wenn der Wecker klingelt, aber du stehst dann trotzdem auf und gehst zur Arbeit. Wenn solche Situationen aber häufig auftreten, muss man nachforschen, wieso das so ist, denn eigentlich wollte Gott, dass wir Ihm aus ganzem Herzen und mit aller Kraft dienen (5.Mose 6,5; Matthäus 22,37) und nicht immer gegen die Widerstände in unserem Herz. Die Ursachen für solche Konflikte können unterschiedlich sein, z. B. dass man aufgrund schlechter früherer Erfahrungen eine Abneigung gegen gewisse Dinge hat, die in Gottes Willen sind, oder aber, dass das, was man in dieser Situation für Gottes Willen hält, gar nicht Gottes Wille ist und man es irgendwie falsch verstanden hat.

Wenn man sich öfter in solchen Konflikten befindet und nicht in der Lage ist, sie auf eine gute Art auszuräumen, kann man diese Situationen eigentlich nur auf zwei Arten klären: Entweder man unterdrückt das Reden Gottes, oder man unterdrückt seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse. Ein gläubiger Mensch, der Gott gehorchen will und diese Konfliktsituationen nicht auf eine gute Art auflösen kann, wird stark zu dem zweiten Ausweg neigen, sich selbst zu unterdrücken. Die Folgen sind fatal, man landet je nach Umständen und Persönlichkeit in Depression, Burnout oder auch in Hyperaktivität, manischem Getriebensein, extremen Übertreibungen usw.

Als ich vor Jahren in dieser Falle saß, hatte ich eine psychische Kondition, die mich darin unterstützte, diesen Weg der falschen Selbstverleugnung zu gehen. (Ich bin noch nicht komplett wiederhergestellt, aber damals war das noch viel stärker, als es heute ist.) Ich merkte zwar auch, wie mir nach und nach die Freude am Herrn abhanden kam, aber verglichen mit anderen, die den gleichen Weg zu gehen versuchten, lief es bei mir noch recht gut. Was mir half, damit einigermaßen klar zu kommen, war meine Gefühlsblindheit (in der Fachsprache Alexithymie genannt), d. h. meine Gefühle und damit viele meiner Bedürfnisse waren mir gar nicht so richtig bewusst, also brauchte ich auch nicht so viel bewusst zu unterdrücken wie andere. Das wirkt nach außen hin sehr geistlich, weil diszipliniert, ist aber in Wirklichkeit eine Art Gefühlskälte (psychologisch gesehen eine Dissoziation, eine Abspaltung der Gefühle).

Die Folgen dieser Störung sind aber nicht nur für den Glauben, die Beziehung zu Gott, sondern auch für die Beziehungen zu anderen Menschen fatal, denn wie will ich meiner Frau, meinem Kind, meinen Geschwistern in der Gemeinde, meinen Freunden, … von Herz zu Herz begegnen, wenn ich mein eigenes Herz, meine eigenen Gefühle nicht kenne, wenn ich keine Empathie haben kann, wenn ich die Gefühle anderer nicht wahrnehmen kann, … Solche Beziehungen können sehr frustrierend sein, besonders für die jeweiligen Ehepartner. Meine Frau konnte mich nicht verstehen, weil ich in vielem so blind war, und ich konnte sie nicht verstehen, weil sie sich von so vielem beeindrucken ließ, das ich noch nicht einmal wahrnahm; man kann sich leicht ausmalen, welche Entfremdung das zwischen uns brachte. Auf das alles näher einzugehen, würde aber den Rahmen dieses Beitrags bei Weitem sprengen. Denjenigen, die sich näher mit dieser Thematik befassen wollen, möchte ich das Buch „Glaubensriesen – Seelenzwerge? Geistliches Wachstum und emotionale Reife“ von Peter Scazzero (Brunnen-Verlag) empfehlen. Ansonsten findet man auch im Internet Beiträge zum Thema „Alexithymie“ oder „Gefühlsblindheit“; als Einstieg eignet sich dieser Blog.

Das weiß ich heute. Aber was da in mir vorging, erkannte damals weder ich noch andere; im Gegenteil, ich wurde gelobt und bewundert, weil mein Glaube so stark war, weil ich mich nicht so leicht von etwas beeindrucken ließ und einfach (heute möchte ich sagen: stur) in dem voranging, was ich für richtig hielt. Damit will ich nicht sagen, dass ich gar keinen Glauben hatte, sondern nur diese psychologische / neurologische Störung; nein, ich hatte schon echten Glauben, aber diese Gefühlsblindheit half mir (scheinbar) in Situationen weiter, in denen „normale“ Menschen größere Schwierigkeiten mit ihrem Glauben hatten.

Bedeutet das jetzt, dass es einem im Glaubensleben hilft, wenn man irgendwie „verrückt“ oder „abnormal“ ist, und dass ein „normaler“ Mensch gar nicht so richtig glauben kann?

Nein, Gott ist unser Arzt (2.Mose 15,26), in Jesu Wunden sind wir geheilt (Jesaja 53,5), und Gott braucht es absolut nicht, dass wir irgendwie krank oder abnormal sind, damit wir Ihm besser glauben können. Das Problem damals war vielmehr die Art, wie ich (und viele andere, die ich kannte, ebenfalls) meinen Glauben verstand. Mein Glaube war regelbasiert. Das bedeutet, ich versuchte, Gottes Willen (Seine Maßstäbe, Seine Gebote, Seine Regeln) herauszufinden und entsprechend zu denken und zu leben. Mein Glaube funktionierte auf der Basis von Befehl und Gehorsam, etwa wie auf dem Kasernenhof, wo der Feldwebel befiehlt und der Rekrut springt, um es auszuführen.

Nun ist es absolut nicht verkehrt, Gott gehorsam zu sein; im Gegenteil, Gott erwartet unseren Gehorsam. Die Frage ist nur: Wie nehme ich Gottes Willen wahr? Und wie setze ich ihn in die Praxis um? Letztlich steht dahinter die Frage: Wie ist meine Beziehung zu Gott? Ist Gott mein Herr und ich Sein Sklave? Oder ist Er mein Vater und ich Sein Sohn (bzw. Seine Tochter)? Ist die Beziehung zwischen Ihm und mir eine Dienstbeziehung, die auf der Ebene von Befehl und Gehorsam funktioniert, oder eine Liebesbeziehung von Herz zu Herz, in der Er zwar immer noch das Sagen hat, die Kommunikation aber auf der Ebene von Herz zu Herz stattfindet?

Im Lauf der Zeit hat sich die Beziehung zwischen Gott und mir von einer Dienstbeziehung immer mehr zu einer Herzensbeziehung entwickelt. Gehorsam gegenüber dem, was Er zu mir sagt (bzw. was ich als Sein Reden aufgefasst habe und auffasse), ist mir immer noch so wichtig wie damals, eher noch wichtiger. Aber Er redet jetzt anders zu mir. Damals war Gottes Reden für mich das, was ich in der Bibel oder in christlichen Büchern las oder in Predigten hörte, und das kam vor allem in meinen Verstand, in mein Denken und von da aus oft direkt in mein Tun, in mein Verhalten, meist ohne dass es etwas in meinem Inneren (meinem Herz) verändert hätte. Heute spricht Er vor allem in mein Herz. Das kann durch direkte Eindrücke sein, die ich in meinem Inneren empfange, ist aber auch immer noch sehr oft über die Bibel, durch christliche Bücher oder auch Blogs, oder aus Predigten. Der wesentliche Unterschied ist, dass es jetzt in meinem Herz ankommt, bevor es mein Tun beeinflusst. Manchmal landet Gottes Reden zu mir direkt in meinem Herz und beeinflusst von daher mein Denken, manchmal landet es auch in meinem Verstand, so dass ich zuerst darüber nachdenken muss, bevor es mein Herz ergreift, aber heute ist es normal, dass es mein Herz ergreift, was früher die Ausnahme war.

Im Gegensatz zu früher ist mir aber meine Gefühlsblindheit (bzw. was noch davon übrig ist) keine Hilfe im Glauben mehr, sondern ein großes Hindernis. Sie stört meine Kommunikation mit Gott genau so wie meine Kommunikation mit meiner Frau, mit Verwandten und mit Freunden. Denn während früher in meinem auf Regeln basierenden Glauben, der vor allem über den Verstand ablief, Gefühle meist nur hinderlich waren, sind heute meine Gefühle, meine Empfindungen, meine inneren Wahrnehmungen oft genau das, wodurch Gott zu mir sprechen will, und wenn ich das ausblende bzw. nicht wahrnehmen kann, kann ich nicht wahrnehmen, was Er mir auf diesem Weg sagen will. Daran erkenne ich auch, dass Gott uns also nicht so geschaffen hat, dass wir irgendwie „gestört“ oder „abnormal“ sein müssen, um Ihn zu verstehen und um mit Ihm zu leben, sondern dass diese Gemeinschaft zwischen Ihm und uns am besten funktioniert, wenn in uns alles heil und „normal“ ist, so wie Er uns ursprünglich geplant hat.

Ist jetzt also unser Glaube ein Gefühl oder doch nicht? Nein, unser Glaube ist mehr als unser Gefühl, mehr als unsere innere Wahrnehmung. Nicht alles, was wir innerlich empfinden, nicht alles, was innerlich in uns hochkommt, ist von Gott, noch nicht einmal alles das, was uns zunächst von Gott zu kommen scheint. Aber unser Gefühl, unsere innere Wahrnehmung ist äußerst wichtig für unseren Glauben, denn auch auf diesem Weg kommuniziert Gott mit uns, und wenn wir uns dafür verschließen, haben wir es richtig schwer, Ihn zu verstehen.

gepostet von Nathanael

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Das Lamm Gottes auf dem Thron

Offenbarung 5,1-10 beschreibt uns Jesus, der als das geschlachtete Lamm Gottes im Auftrag des Vaters Macht auf der Erde ausübt (jedes Öffnen eines Siegels bedeutet einen Eingriff in das Geschehen auf der Erde), und der uns befähigt und beruft, als Könige und Priester mit Ihm über die Erde zu herrschen. Über diesen Abschnitt der Bibel habe ich mehrere Beiträge, die ich in lockerer Reihenfolge hier veröffentlichen möchte. Hier kommt der erste Teil.

Jesus ist „der Herr der Herren und der König der Könige“ (Offenbarung 17,14), Er sitzt neben dem Vater (Kolosser 3,1) auf dem Thron, und Johannes beschreibt Ihn als „ein Lamm … wie geschlachtet“ (Offenbarung 5,6). Dieses Bild beschreibt nicht das Aussehen Jesu, sondern Sein Wesen, Seine Gesinnung, die da auf dem Thron immer noch so ist wie zu der Zeit, als Er die Herrlichkeit des Vaters verließ, zu uns auf diese Erde kam und diesen ganzen Weg durch Verfolgung, Verachtung und all das Leiden hindurch bis zum Tod am Kreuz ging. Jesus herrscht nicht in Willkür, als Tyrann, mit Verachtung oder Gleichgültigkeit gegen „die da unten“, sondern voller Mitleid, Barmherzigkeit und Liebe.

Hebräer 7 beschreibt uns Jesus als Hohenpriester. Er war also nicht nur das Opfer, sondern auch der Priester, der dieses Opfer (sich selbst) vor Gott dargebracht hat. Wenn Er also Opfer und Priester gleichzeitig war, dann war auch Seine Haltung als Priester die gleiche wie Seine Haltung als Opfer, nämlich Barmherzigkeit und Liebe, wie Ihn auch Hebräer 4,15 beschreibt als einen Hohenpriester, der Mitleid hat mit unseren Schwachheiten.

Dann sagt Offenbarung 5,9-10 über Jesus: „Und sie singen ein neues Lied und sagen: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast durch dein Blut Menschen für Gott erkauft aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen.“ Wir sind nicht nur berufen, unser frommes Leben mit Jesus zu führen, sondern auch, über die Erde zu herrschen, ins Leben der Menschen um uns herum hineinzuwirken, aber nicht nur als Könige, sondern als Könige und Priester. Nur, wenn wir die Gesinnung Jesu, des Hohenpriesters, haben, wenn wir voller Erbarmen und Liebe Priester sein können für unsere Mitmenschen, wenn wir wie Jesus Mitleid haben können für ihre Schwachheiten (d. h. deswegen irgendwie mit ihnen leiden, mit ihnen ihre Lasten tragen, uns mit ihnen identifizieren), nur dann erlaubt uns Jesus, mit unseren Gebeten, mit unserem Reden und Tun in ihr Leben hineinzuwirken. Wenn Er selbst in dieser Haltung regiert und uns mit sich mitregieren lässt, kann die Haltung, mit der wir das tun, nicht anders sein als Seine, sonst ist das kein Miteinander, sondern ein Gegeneinander. Wenn wir dagegen in das Leben anderer hineinbeten und hineinsprechen, ohne dass wir Seine Liebe und Sein Mitleid in uns haben, wenn wir denken, dass wir über ihren Sünden stehen, dass wir besser sind, wenn wir auf sie herabschauen usw., wird das auch nicht ohne Wirkung sein, aber es wird nichts Gutes bewirken, und es wird auch nicht der Heilige Geist sein, der dann wirkt.

Deshalb ist diese Ermahnung für uns so wichtig: „Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war ...“ (Philipper 2,5-8). Nach der Neuen Genfer Übersetzung: „Das ist die Haltung, die euren Umgang miteinander bestimmen soll; es ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat. Er, der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus. Im Gegenteil: Er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener. Er wurde einer von uns – ein Mensch wie andere Menschen. Aber er erniedrigte sich ´noch mehr`: Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich; er starb am Kreuz ´wie ein Verbrecher`.“

gepostet von Nathanael

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Alles geschenkt in Jesus - über uns

Gott, der sogar seinen eignen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle (am Kreuz) hingegeben hat, wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?

Paulus (Römer 8,32)


Über uns

Wir, Nathanael und Esther, wohnen mit unserem Sohn im Südwesten Deutschlands. Wir sind seit vielen Jahren Christen und suchen Austausch über die Gemeindegrenzen hinweg.

Nathanael und Esther sind nicht unsere richtigen Namen. Wir ziehen es vor, unter Pseudonymen zu schreiben, weil wir so mehr Freiheit haben, unsere Gedanken zu äußern, ohne dass wir in Kämpfe hineingezogen werden, von denen wir denken, dass es (noch) nicht weise wäre, sie zu beginnen.

Wir haben diese Namen bewusst gewählt. Die Geschichte von Nathanael lesen wir in Johannes 1,45-50. Als Nathanael gesagt wird, der Messias sei da, nämlich Jesus aus Nazareth, reagiert er zunächst skeptisch: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ Aber er bleibt nicht bei seiner Skepsis stehen, sondern er geht hin zu Jesus und vergewissert sich und lässt sich auch wirklich von der Tatsache überzeugen, dass Jesus der Messias ist. Und wie reagiert Jesus auf seine Skepsis? Er lobt ihn mit den Worten: „Wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist.“ Jesus hat kein Problem damit, wenn wir nachfragen, wenn wir uns vergewissern wollen, wenn wir herausfinden wollen, was Er und die Schreiber der Bibel uns mit den jeweiligen Aussagen mitteilen wollen, und ob wirklich das gemeint ist, was eine Schriftstelle beim oberflächlichen Lesen zu sagen scheint. Es geht uns nicht darum, einfach die traditionellen Werte aufzugeben, weil wir „in“ sein wollen; nein, vieles von dem, was wir im Lauf unseres Christenlebens gelernt haben, ist uns wichtig und heilig, aber nichts soll uns allein deshalb wichtig und heilig sein, weil es Tradition ist, weil es „schon immer so war“. Wir wollen vielmehr mit reinem Herzen alles prüfen mit dem Ziel, das Gute herauszufinden und zu behalten (1.Thess. 5,21). Jesu Reaktion auf Natanaels Skepsis zeigt uns, dass Er eine solche Einstellung ehrt, solange wir mit reinem Herzen skeptisch sind, ohne Stolz, ohne Besserwisserei, ohne Hochmut, ohne Verurteilung, …

Esters Geschichte lesen wir im Buch Ester. Sie war ein jüdisches Mädchen, das zusammen mit ihrem Volk ins Exil in Babylon verschleppt wurde. Gott brachte sie dort in eine sehr einflussreiche Position, denn sie wurde die Ehefrau des dortigen Königs, gerade zu einer Zeit, als für Gottes Volk im Exil sehr schwere Zeiten anbrachen: Durch einen hinterhältigen Anschlag sollte Gottes Volk komplett ausgerottet werden, und Ester war die einzige, die das verhindern konnte, indem sie ihr eigenes Leben riskierte und zum König hineinging, um für ihr bedrohtes Volk zu intervenieren. Als Ester in dem Prozess war, herauszufinden, wie sie am besten für ihr Volk eintreten konnte, bevor sie sich entschloss, unter Einsatz ihres Lebens zum König hineinzugehen, wurde ihr gesagt: "Glaub nur nicht, dass du als einzige Jüdin mit dem Leben davonkommst, nur weil du im Königspalast wohnst! Wenn du jetzt nichts unternimmst, wird von anderswoher Hilfe für die Juden kommen, du aber und deine Familie - ihr werdet sterben! Vielleicht bist du gerade deshalb Königin geworden, um die Juden aus dieser Bedrohung zu retten!" (Ester 4,13-14 Hoffnung für alle). Genau so, wie Ester damals an ihren Platz berufen wurde, um vor dem König für Gottes Volk einzutreten, sehen wir uns heute – zusammen mit vielen, vielen anderen – berufen, vor dem König der Könige für Sein Volk einzutreten, damit wir als Sein Volk nicht aus Mangel an Erkenntnis vernichtet werden, sondern vielmehr fähig und bereit werden, aufzustehen und das zu tun, wozu Er uns berufen hat.

Die Grundlage unseres Glaubenslebens ist, dass Jesus durch Sein Leiden, Sein Sterben und Seine Auferstehung uns eine vollkommene Erlösung erkauft hat. Aber diese Erlösung geht weit über Sündenvergebung und den Beginn eines neuen Lebens (die Wiedergeburt) hinaus. Auf dieser Grundlage können wir das sein, wozu Gott uns erschaffen hat, können wir die Werke tun, die Er von Anfang an für uns bereitet hat, dass wir sie tun sollen, und können wir das haben, was Er uns geben möchte, dass wir in jedem guten Werk überströmend sein können. Nicht dass wir das schon ergriffen hätten, aber wir jagen dem nach, wir sind auf dem Weg, und wir möchten gerne mit anderen unsere Erfahrungen teilen, wie wir weiterkommen, was uns erbaut und ermutigt, was uns in unseren Schwierigkeiten und Kämpfen hilft, fest stehen zu bleiben und zu überwinden, statt zu fallen.

Paulus tadelt die Christen in Galatien, weil sie ihr Glaubensleben, ihren Weg mit Jesus, im Geist (im Glauben) begonnen haben und ihn im Fleisch (mit Hilfe ihrer eigenen Werke) weitergehen und vollenden wollen (Galater 3,3). Wir wollen weder die Christen verurteilen, an die Paulus damals geschrieben hat, noch diejenigen in unserer Umgebung, die in dieselbe Falle getappt sind, weil wir wissen, wie schnell man da gelandet ist, ohne es gleich zu merken. Aber weil uns Jesus eine vollkommene Erlösung erkauft hat, glauben wir, dass es möglich ist, dass wir unseren Weg im Glauben (aus Gnade) statt im Fleisch fortsetzen können, auch wenn wir immer mal wieder stolpern und hinfallen. Dazu wollen wir Ihn immer wieder suchen und von Ihm hören, was unser nächster Schritt auf diesem Weg ist, und auf diesem Weg wollen wir uns im gegenseitigen Austausch ermutigen und helfen, weitere Schritte auf unser Ziel hin zu gehen.

Und auch wenn wir fest davon überzeugt sind, dass Jesus für alles bezahlt hat, bedeutet Leben im Glauben nicht, dass wir passiv sind und warten, was Gott als nächstes tun wird. Es bedeutet vielmehr, dass wir darauf achten, ständig für Ihn offen zu bleiben, dass wir Ihn immer wieder fragen, was unser nächster Schritt sein soll. Dazu gehört, dass wir in der Schrift forschen, dass wir Bücher und Blogs lesen, Predigten hören usw., wodurch wir erkennen, wie wir weitergehen sollen, wo wir umdenken müssen, wo wir alte Entscheidungen, die wir (vielleicht schon vor sehr langer Zeit) getroffen haben, widerrufen und neue Entscheidungen treffen müssen. Dazu gehört auch, dass alte, nicht richtig verheilte Wunden geöffnet werden, dass schlechte Erfahrungen, die wir längst verdrängt und im hintersten Winkel unseres Herzens versteckt haben, wieder hervorgeholt werden müssen, damit wir in diesen Bereichen göttliche Heilung und Erneuerung erfahren können. Wir brauchen nicht nur für unsere Bekehrung das Wirken Gottes, die Erlösung in Jesus Christus, sondern für jeden einzelnen Schritt, den wir zu gehen haben.

Wir möchten hier ein Forum bieten zum Austausch über unseren christlichen Glaubensweg. Zu diesem Austausch ist uns jeder willkommen, der ernsthaft daran interessiert ist, vor allem auch diejenigen, die mit ihren Gedanken sonst wenig Gehör finden.

Dabei brauchen wir hier nicht alle einer Meinung zu sein, wir können hier gern kontrovers diskutieren, aber Bedingung ist, dass wir den anderen, mit denen wir austauschen, zuhören, sie zu verstehen versuchen, sie respektieren und ihnen mit Achtung begegnen. Anklage, Beleidigung und Beschämung bekommen hier keinen Raum. Jesus bringt uns auch nicht mit diesen Mitteln zurecht, sondern was uns zur Umkehr leitet und uns zurecht bringt, ist Seine Güte (Römer2,4). Die Gnade Gottes (nicht die Gesetzlichkeit, nicht moralischer Druck) … erzieht uns dazu, uns von aller Gottlosigkeit und von den Begierden dieser Welt abzuwenden (Titus 2,11-12 Neue Genfer).

Neben Beiträgen, die von uns selbst stammen, werden wir hier auch Beiträge aus anderen Quellen einstellen, die wir für lesenswert halten, die unser Denken mit geprägt haben oder die wir für eine gute Diskussionsgrundlage halten. Bei solchen Beiträgen werden wir jeweils Quellenangaben mit veröffentlichen.

Gerne hätten wir es möglich gemacht, dass man hier kommentieren kann, ohne sich zu registrieren. Leider lässt blogger.de das zum Schutz vor Spam nicht zu. Wenn ihr kommentieren wollt, dann ist es uns wichtig, dass ihr das auch tut - lasst euch bitte nicht abschrecken und registriert euch bzw. meldet euch (falls vorhanden) mit eurem blogger.de-Profil an.

Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als wir erbitten oder erdenken, gemäß der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Herrlichkeit … in alle Ewigkeit!

Paulus (Epheser 3,21)

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